Bündelchestag: Mittelalterliche Tradition trifft Wanderlust

Am 27. Dezember lebt im Hunsrück und an der Nahe eine alte Tradition auf, die weit ins Mittelalter zurückreicht: der Bündelchestag. Einst ein Tag der Notwendigkeit, hat sich dieser besondere Termin über die Jahrhunderte zu einem geselligen Highlight zwischen den Jahren gewandelt – für viele wie ein “dritter Weihnachtsfeiertag”.

Ursprünge im Mittelalter

Im späten Mittelalter markierte der Bündelchestag den Dienstbotenwechsel. Mägde und Knechte erhielten an Weihnachten ihren Jahreslohn und mussten, falls sie nicht bei ihrem Dienstherrn bleiben konnten, ihre wenigen Habseligkeiten in ein Bündel schnüren, in einen Weidenkorb packen oder in eine Kiste verstauen. Mit dieser bescheidenen Ausstattung machten sie sich auf den Weg, um eine neue Anstellung zu finden. Angesichts der eisigen Winterkälte endeten die Wanderungen nicht selten in einem Gasthaus – manchmal mit neuen Arbeitsverträgen, manchmal einfach nur mit einem Becher warmem Getränk.

Traditionelle Wanderlust

Heute erinnert wenig an die Entbehrungen jener Zeit. Statt Arbeitswechsel steht nun die Geselligkeit im Vordergrund: Freunde und Bekannte ziehen mit Bollerwagen und Rucksäcken von Dorf zu Dorf. Proviant gibt es reichlich, oft in flüssiger Form. Zwischenzeitlich war die Tradition fast in Vergessenheit geraten, hat jedoch in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Wiederbelebung erfahren. Der Bündelchestag wird auch von Vereinen und Dorfgemeinschaften aktiv gestaltet, angesichts des um sich greifenden Kneipensterbens bieten sie in Orten ohne Gaststätte oft alternative Einkehrmöglichkeiten.

Für viele ist der Bündelchestag eine willkommene Abwechslung nach den ruhigen Feiertagen – eine Mischung aus Bewegung, Tradition und Ausgelassenheit.

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