Lesetipp: Ben Aaronovitch – Der Oktobermann

Mit seiner Urban-Fantasy-Reihe Die Flüsse von London hat Ben Aaronovitch eine treue Fangemeinde rund um den Globus gewonnen. Seine Bücher verbinden Magie, britischen Humor und Polizeiarbeit auf erfrischend bodenständige Weise, irgendwo zwischen Krimi, Fantasy und Alltagsbeobachtung. Doch statt in fernen Reichen spielt die Magie dieser Reihe mitten in der Stadt: in den dunklen Ecken von London, in stillgelegten U-Bahn-Tunneln oder entlang der Themse, wo Flüsse als göttliche Wesen auftreten.

Ein deutscher Magier ermittelt an der Mosel

2019 erschien mit Der Oktobermann eine Novelle, die dieses faszinierende Universum an die Mosel verlegt. Hauptfigur ist Tobias Winter, Ermittler einer geheimen Abteilung des Bundeskriminalamts, die sich um magische Delikte kümmert – gewissermaßen das deutsche Gegenstück zu Peter Grant, dem Protagonisten der Londoner Reihe. Und darum geht es: Als bei Trier ein Toter gefunden wird, dessen Körper von edelfauler Botrytis überzogen ist, führt Spur mitten in die Weinberge. Es geht um eine rätselhafte Weinbruderschaft, um alte Flussgeister und um die Frage, wie tief Magie in der Kulturlandschaft entlang der Mosel verwurzelt ist.

Aaronovitch beschreibt die Mosel mit viel Gespür für Atmosphäre: verwitterte Trockenmauern, Nebelschwaden über den Reben, das Licht über dem Fluss. Immer wieder schimmert feiner Humor durch, zum Beispiel, wenn Tobias Winter und seine Kollegin Vanessa Sommer nicht nur durch Weinorte, sondern auch durch Behördenstrukturen navigieren müssen. Besonders gelungen ist, wie der Autor regionale Eigenheiten – vom Terroir über die Weinkultur bis zu Trierer Schauplätzen wie Mariensäule und Hauptmarkt – in seine magische Welt integriert.

Dass Aaronovitch die Mosel persönlich bereiste, spürt man in vielen Details: Zugverbindungen, Weinsorten, Dialekte. Der Oktobermann ist damit nicht nur ein literarisches Abenteuer, sondern auch eine liebevolle Hommage an die Region. Nach Erscheinen stieg die Novelle direkt in die SPIEGEL-Bestsellerliste ein. Ein Erfolg, der zeigt, dass Magie, Wein und Mosel ein überraschend gutes Trio bilden.

Wer die Reihe noch nicht kennt, kann mit Der Oktobermann problemlos einsteigen. Und wer schon Fan ist, wird Freude daran haben, wie Aaronovitch sein Londoner Universum nach Deutschland ausdehnt – mit einem Ermittler, der etwas trockener, aber nicht weniger sympathisch ist als sein britischer Kollege.

Fazit: Eine spannende, atmosphärische Geschichte zwischen Weinberg, Wasser und Wundern – und ein literarischer Grund mehr, sich an der Mosel umzusehen.

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